Werkstatt
Selbstgebaute Zielfernrohrmontage für den Schweizer Zf. Kar. 55
Die Qualität der schweizer Militärwaffen ist ja hinlänglich bekannt. Um das ganze Potential ausnutzen zu können, muss eigentlich ein Zielfernrohr montiert werden.
Die Beschaffung solch einer Montage, für den normalen K31, ist kein Problem, da es in Serie gefertigte Montagen auf dem freien Markt zu kaufen gibt.
Hingegen sieht das beim K31-55 ganz anders aus. Dieser Karabiner ist von vornherein als Scharfschützenwaffe konzipiert und vom Werk aus mit einem Zielfernrohr des Herstellers Kern mit 3,5 facher Vergrößerung, einem Mündungsfeuer- dämpfer und einer besseren Schäftung samt Zweibein ausgestattet. Das ganze System ist um 15° C nach rechts gedreht, damit Laderahmen eingesetzt werden können. Einzig und allein die Schlagbolzenspitze, die Feder und der Spannring können mit dem normalen K31 ausgetauscht werden. Seriengefertigte Zielfernrohrmontagen für diese, in der Stückzahl deutlich geringer produzierten Waffe, sind im Handel zwar erhältlich, aber schränken die Nutzung der Waffe mittels Ladestreifen ein.
Für die Befestigung des Zielfernrohrs sind an der linken Seite des Systemgehäuses zwei Aufnahmen mit Passflächen und Öffnungen zum Einhaken angearbeitet.
Das Zielfernrohr selbst ist mit samt seiner Montage aus einem Stück Stahlguss gefertigt. Möchte man ein besseres Zielfernrohr montieren, muss eine komplett neue Montage gefertigt werden.
Das zunächst schwierige daran ist die Ermittlung der genauen Maße, denn die Grundschiene wird durch Federkraft in den Passflächen gehalten.
Montageaufnahme am Systemgehäuse
Montiertes originales Zielfernrohr
Die nach der Ermittlung der Maße selbst angefertigte Grundschiene hat oben ein durchgängiges Prismarprofil. Auf diesem Profil sitzen längsverschiebbar die Ringträger.
Die Ringe als Zukaufteil werden entgegen der sonst üblichen Befestigungsweise um 90° gedreht links an die Ringträger geschraubt.
Durch eine Art Baukastensystems des Zulieferers der Montageringe, stehen eine Vielzahl von Bauteilen zur Auswahl. Ausgewählt worden sind in diesem Falle für vorne ein Standardringoberteil und für hinten ein Ringoberteil mit Seitenverstellung und Hinterfußunterteil.
Grundschiene samt Ringträger und Montageringe
Die zugekauften Ringe
Auf die Ringträger montierten Ringe
Die Vorneigungsverstellung
Diese horizontalwirkende Seitenverstellung wird durch die 90° Drehung zur vertikalen Höhenverstellung. So wird es möglich, bei einem Abstand der Ringe von 100 mm, eine Vorneigung des Zielfernrohrs von bis zu 65 MOA stufenlos einzustellen.
Zusätzlich zur Grundschiene an sich musste noch eine Vielzahl von Kleinteilen gefertigt werden, um die zugekauften Montageringe an dieser befestigen zu können.
Alle Teile dieser Montage sind aus hochfestem Vergütungsstahl gefertigt. Die Schrauben sind höchster Festigkeitsklasse.
Bei der Auswahl des zu montierenden Zielfernrohres sollte darauf geachtet werden, dass der Abstand zwischen der Absehenverstellung und dem Okularanfang genügend groß ist, damit auch Laderahmen eingesetzt werden können.
Alles in allem ist es mit dieser Montage möglich Zielfernrohre mit einem Objektivdurchmesser von bis zu 56 mm und einem Mittelrohrdurchmesser von 30 mm an den Zf. Kar. 55 absolut wiederholgenau und schussfest zu montieren. Durch Änderung der Ringträger sind auch andere Mittelrohrdurchmesser möglich.
Zf. Kar. 55 mit neuer Montage samt S&B Zielfernrohr
Größenvergleich zwischen dem modernen und historischen Zielfernrohr
Zf. Kar. 55 mit originalem Zielfernrohr montiert